Veröffentlicht am 17. April 2021
Der Wolf - kann Herdenschutz funktionieren?
Im Jahr 1998 wurde das erste Mal nach der Ausrottung der Wölfe vor rund 150 Jahren wieder ein Wolfspaar gesichtet das aus Polen eingewandert ist. Zwei Jahre später zieht dieses Paar das erste Mal Welpen auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz auf. Der Grundstein für die Rücker der Wölfe nach Deutschland war gesetzt. Im Monitoringjahr 2019/20 lebten nun schon wieder 128 Rudel, 38 Wolfspaare sowie neun seehafte Einzelwölfe in Deutschland (Quelle: DBBW).
Leider sind nicht alle Menschen darüber sehr erfreut. Ein Grund ist, dass ein paar Wölfe gelernt haben Weidetiere zu reißen.
Im Jahr 2018 riss der Wolf nachweislich 2.067 Weitdetiere, wovon die wenigsten nach den Herdeschutzmaßnahmen die die Regierung empfiehlt geschützt waren. Trotzdem klingen 2.067 Tiere erst einmal viel, doch umgerechnet auf die Anzahl der Wölfe die in Deutschland leben macht das weniger als 1 % der wirklichen Nahrung der Wölfe aus, dies wurde auch durch Kotproben bestätigt (Quelle: Nabu).
Trotzdem kam mir in letzter Zeit immer wieder von Menschen zu hören, dass der Wolf das Ende der Weidetierhaltung bedeutet. Doch ist daran wirklich der Wolf schuld, oder gibt es dafür vielleicht einen komplett anderen Grund?
Wenn wir uns einmal die Zahlen ansehen ist der wahre Grund ein völlig anderer:
98 % des Fleisches das wir in Deutschland konsumieren kommt aus der Massentierhaltung (Quelle GEO).
Im Jahr schlachten wir allein in Deutschland 763.000.000 Nutztiere (Fische ausgenommen) (Quelle: Albert Schweitzer Stiftung). Weltweit sogar 72.500.000.000 (Fische ausgenommen) Quelle: Our World in Data). Wenn wir uns dann noch die Zahlen anschauen, wieviele Wildtiere wir im Jahr bei der Jagd töten, wird die Zahl 2.067 ganz klein. Es sind nämlich sage und schreibe 4.000.000 Tiere Jährlich alleine in Deutschland die bei der Jagd getötet werden. (Exakter Wert im Jagdjahr 2018/19 ist 4.003.851, Quelle: Deutscher Jagdverband e.V.)
Es ist also nicht der Wolf, der der Weidetierhaltung das Ende bereitet hat, sondern unser unersättlicher Konsum der der Weidetierhaltung schon längst den gar ausgemacht hat.
Wer also wütend ist auf den Wolf, der die armen Lämmer reist, sollte lieber auf seinen eigenen Teller schauen.
Trotzdem ist natürlich die Frage: wie können wir unsere letzten verbliebenen Weidetiere schützen?
Dazu bin ich im Sommer 2020 in die Abruzzen nach Italien gereist. Dort ist der Wolf nämlich nie ausgerottet worden. Dadurch wissen die Menschen wie sie ohne Probleme mit den Tieren zusammen leben können.
In den Abruzzen grasen in den Tälern und auf den Hochebenen Schafe, Ziegen, Kühe und Pferde. Teilweise sind sie mit Schäfern unterwegs, aber oftmals auch alleine, und das sogar ohne Zäune.
Wie kann es also sein, dass die Wölfe dort keine Probleme machen?
Ganz einfach, das Schlüsselwort ist Herdenschutzhund (Abgekürzt HSH).
Herdenschutzhunde sind Hunde, die speziell darauf gezüchtet sind ihr Rudel unter allen Umständen und vor jedem zu beschützen. Doch wer ist ihr Rudel? Das kann aus Schafen, Ziegen, Kühen und sogar Pferden bestehen. Wichtig ist nur, dass sie in dem Rudel geboren und aufgewachsen sind.
In den Abruzzen konnte ich selbst Beobachten wie ein Herdenschutzhund eine Kuh gestellt hat, die dabei war, versehentlich in die Schafherde zu laufen.
Dabei lief er bellend um sie herum und hat sich dann zwischen die Schafsherde und die Kuh gestellt, um sie lautstark dazu zu bewegen, einen anderen Weg einzuschlagen.
Herdenschutzhunde treten dabei sehr beeindruckend und selbstbewusst auf. Allerdings darf ein Herdenschutzhund nicht zubeißen. Zumindest solange nicht, bis er direkt angegriffen wird.
Trotzdem sollte man als Spaziergänger den Tieren mit Respekt begegnen. Am besten man geht einen großen Bogen um eine Herde herum, um zu verhindern, dass die Herdenschutzhunde Alarm schlagen.
Ebenso ist es wichtig Hunde an der Lein zu führen und keine Ruckartigen Bewegungen zu machen. Am besten joggt man auch nicht vorbei oder fährt mit dem Fahrrad sondern geht ganz entspannt zu Fuß vorbei. Herdenschutzhunde müssen in Deutschland z.B. mit der Schafsherde eingezäunt sein. Sie dürfen den Zaun nicht übergehen. In den Abruzzen sind die Hunde nicht eingezäunt und können sich frei bewegen. Das ist in Deutschland deutlich besser geregelt.
Jetzt sind aber Herdenschutzhunde recht teuer. Ein Ausgebildeter Herdenschutzhund kostet ca. 3.500 Euro, ein Welpe ca. 1000 Euro. (Quelle: giessener-allgemeine). Im Unterhalt kostet ein Herdenschutzhund ungefähr 200 Euro im Monat (2.500 Euro im Jahr) (Quelle: Nabu). Außerdem reicht ein Herdenschutzhund nicht aus. Je nach Größe der Herde bedarf es mehrere Hunde. Das klingt alles erstmal ganz viel, aber mittlerweile übernimmt z.B. das Land Brandenburg die Anschaffungs-, und sogar die monatlichen Unterhaltskosten.
Herdenschutzhunde sind natürlich nicht das einzige Mittel gegen Wölfe, aber das effektivste. Auch Elektrozäune helfen sehr gut, wenn sie die richtige Höhe haben, sprich mindestens 90 cm, eher 120 cm.
Eine Statistik aus dem Jahr 2020 aus dem Land Brandenburg zeigt, dass nur die wenigsten Viehhalter die von einem Wolfsangriff betroffen waren, die Herdenschutzmaßnahmen erfüllt haben (Quelle: Landesamt für Umwelt Brandenburg).
Trotzdem gibt es natürlich auch in Deutschland Landwirte die die Wölfe akzeptieren und die Herdenschutzmaßnahmen, die die Regierung empfiehlt, umsetzen. Teilweise setzen manche auch schon vorbildlich Herdenschutzhunde ein, und machen damit gute Erfahrungen. Anita Emmert zum Beispiel, eine Kurzreportage vom Bayerischen Rundfunk gibt es HIER auf YouTube zu sehen.
Bevor wir nun also auf den Wolf zeigen, sollten wir uns lieber selbst überlegen, ob die Schuld nicht bei uns liegt. Ob wir nicht einfach besseren Herdenschutz betreiben sollten und ob wir nicht unsere total veraltete Ernährungsfrom überdenken sollten. Fakt ist nämlich: Unsere Zähne und unser Verdauungssystem sind gemacht für die pflanzliche Nahrung, anders als beim Wolf.
Ebenso ist wissenschaftlich bewiesen, dass durch das konsumieren von tierischen Produkten das Risiko eines Herzinfarktes, Schlaganfalls, Diabetes und sogar Krebs zu bekommen deutlich erhöht ist (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
Selbst Jäger und Sammler haben sich schon von deutlich mehr pflanzlichen Produkten ernährt als tierischen, wie neue Erkenntnisse zeigen.
Die Aussage "wir haben es aber schon immer so gemacht", oder "von Gemüse wird man aber nicht satt" stimmt also garnicht. Der wahre Grund weshalb wir ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl haben wenn wir Fleisch essen, liegt daran, dass unsere Verdauung pflanzliches Eiweiß viel besser verarbeiten kann als tierisches. Wir haben also nur ein längeres Sättigungsgefühl, weil unser Körper damit kämpft das Fleisch zu verarbeiten.
Wer sich mehr mit dem Thema der pflanzlichen Ernährung und dem Tierleid in der Nutztierhaltung auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich zwei fantastische Dokumentationen:
Doku zu Pflanzlichen Ernährung: The Game Changers
Doku zum Tierleid: Dominion
Dann kannst du zum Beispiel mit Demonstrationen auf die Straße gehen,um der Politik so zu zeigen, dass dir die Artenvielfalt sowie unsere Ökosysteme nicht egal sind. Auch Petitionen zu Unterschreiben kann wirksam sein. Ebenso kannst du mit deiner Familie und deinen Freunden darüber reden und Aufklärung betreiben.
Leider gibt es unzählige Missstände in unserer Gesellschaft, die oft durch die Industrie absichtlich entstehen um unseren Konsum zu beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, auf diese Probleme aufmerksam zu machen und diese offen zu kommunizieren.
Eine weitere Möglichkeite ist bei örtlichen Umweltschutzorganisationen ehrenamtlich tätig zu werden und so den Naturschutz bei dir vor Ort voran zu treiben.
Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Tipps etwas helfen und dich inspirieren mit kleinen Veränderungen in deinem Alltag die Welt zu verändern. Einen weiteren Artikel von mir zum Wolf im Bezug auf die Gefahr die von ihm ausgeht, oder auch nicht, findest du HIER.
Du möchtest diese kleinen Veränderungen in deinem Alltag nicht alleine machen? Dann teile sie doch mit deiner Familie und deinen Freunden.
Falls du mir ein kurzes Feedback zu diesem Artikel geben möchtest, dich ein anderes Thema interessiert worüber ich einen Artikel schreiben soll, oder du Kritik äußern möchtest, schreib mir doch einen E-Mail über das Kontaktformular an der Seite bzw. unten.
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